Ganzheitlich heilen heißt: Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht bringen
(von Wochenblatt)
Interview mit Dr. Heinsch
Immer wieder tauchen in den Medien Berichte über Menschen auf, die über außergewöhnliche Heilkräfte verfügen. Zahllose Menschen begeben sich hoffnungsvoll in die Hände von sogenannten Heilern, geben dafür oft die medizinische Behandlung von schweren Krankheiten auf. In den allermeisten Fällen ist die Hoffnung auf Wunderheilung vergeblich.
Die Zeitschrift „P.M. Welt des Wissens“ schreibt im Juni 2004 zum Thema „Wunderbare Heilungen“, dass es ganz offensichtlich drei Arten von Überlebensstrategien sind, die zum Erfolg führen: die Kämpfer, die Gottesgläubigen und die „Umsteiger“, die ihr Leben radikal ändern.
Da sich Teneriffa in den alternativen Insider- und Esoteriker-Kreisen seit Jahren immer stärker den Ruf erwirbt, ein besonders heilkräftiges und energiestarkes Potenzial zu besitzen, ist das Wochenblatt der Frage nachgegangen. Nach dem Gespräch mit der Heilerin Gertrudis Kohr – in der vorigen Wochenblatt-Ausgabe – haben wir Dr. Heinsch zum Thema „Wunderheilungen“ befragt. Folgende Schlagzeile brachte der Yahoo-Newsticker am 22.6.08 als Video:
»Die Berghänge der nordindischen Stadt Dharamsala. Hier zieht das tibetische Institut für Medizin und Astrologie zunehmend die Aufmerksamkeit aus aller Welt auf sich. Ärzte aus westlichen Ländern kommen hierher, um die traditionelle tibetische Medizin zu studieren. Eine ungewöhnliche Mischung aus Spiritualität und Naturheilkunde. Damit werden auch chronische Krankheiten wie Krebs und Hepatitis B behandelt. „Der Heilungsprozess ist sehr, sehr langsam“, sagt der interviewte Arzt des Instituts aus. „Aber es gibt keine Nebenwirkungen. Deshalb mögen die Leute die natürliche Medizin.“
Die Behandlung basiert auf Wurzeln, Kräutern und Mineralien. Viele davon gibt es nur hier im Himalaya. Doch die Verschreibung eines Naturheilmittels geht hier immer auch mit spirituellen Ratschlägen einher. Im Gegensatz zu anderen medizinischen Theorien geht die tibetische Medizin davon aus, dass ein ruhiger und von Schuldgefühlen freier Geist für einen gesunden Körper unerlässlich ist. Und genau dieser Aspekt zieht die ausländischen Ärzte an.
Druck und Tempo nehmen in unserer heutigen Zeit permanent zu. Westliche Ärzte warnen bereits jetzt vor den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen, die aus dem Stress resultieren. Mit einer ganzheitlicheren Herangehensweise hoffen die Experten, wirkungsvollere Mittel zur Behandlung ihrer Patienten zu finden.« So weit das über Yahoo ausgestrahlte Video.
Dr. Heinsch ist auf Teneriffa als Arzt bekannt, der alternativen Heilmethoden gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Wie ist er aber dazu gekommen, sich über die westliche Schulmedizin hinaus für andere Heilverfahren zu interessieren?
Dr. Heinsch: Eigentlich ging das schon während des Studiums los. An der Universität Düsseldorf wurden freiwillige Ringvorlesungen gehalten, in denen es um alternative Medizin, chinesische Medizin, Ayurveda und so weiter ging. Ich hatte schon sehr früh als Zivildienstleistender auf der Krebsstation gearbeitet und sehr schnell die Grenzen der Onkologie erkannt. Was mich besonders störte, war, dass die Patienten abgesehen von ihrer jeweiligen Strahlen-, Chemo- oder sonstigen Therapie mit ihrer Krankheit sozusagen alleingelassen wurden. Also interessierten mich diese Vorlesungen, und ich ging hin. Das war für mich der Anfang, mich mit ganzheitlicher Medizin zu befassen.
Den Patienten aus seiner „Opferrolle“ herausholen WB: Können Sie unseren Lesern verraten, worin Ihrer Ansicht nach das Geheimnis von sogenannten Wunderheilungen liegt?
Dr. Heinsch: Ich denke, der ganzheitliche Ansatz, also Körper-Geist-Seele ins Gleichgewicht zu bringen, ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die Heilung oder Besserung vor allem chronischer Krankheiten. Dem Patienten muss aus seiner Opferrolle – also dem Denkmuster, dass er ein Opfer seiner Krankheit ist – herausgeholfen werden. Wenn er ein Gefühl dafür bekommt, dass er selbst aktiv etwas für seine Gesundung tun kann, ist das ein sehr wichtiger Schritt.
WB: Die Heilerin Gertrudis Kohr erwähnte Sie mehrfach in ihrem Gespräch mit dem Wochenblatt. Wie haben Sie Frau Kohr eigentlich kennengelernt.
Dr. Heinsch: Sie kam vor rund acht Jahren hier wegen ihrer Rückenprobleme in die Praxis.
WB: Und wie sehen Sie als Arzt und kritischer Beobachter die Heilungen, von denen Frau Kohr sprach, die in Ihrer Anwesenheit stattgefunden haben?
Dr. Heinsch: Der von ihr erwähnte 90-jährige Anwalt hatte passagere Durchblutungsstörungen, daraus resultierten Gleichgewichts- und Sehstörungen. Frau Kohr hat ihm die Hände auf die Augen gelegt, und nach der Behandlung empfand dieser Mann eine deutliche Besserung seines Zustands.
Der junge Mann, von dem sie sprach, hatte ein schweres Nierenleiden. Ihm musste eine Niere entfernt werden, die andere arbeitete aufgrund von Durchblutungsstörungen nicht mehr richtig. Auch ihm hat sie die Hände aufgelegt, und nach etwa zwei Wochen war der junge Mann beschwerdefrei.
WB: Und wie erklären Sie als Arzt diese wundersamen Besserungen?
Dr. Heinsch: Jeder von uns hat die Fähigkeit, über seine Hände Gutes zu tun. Frau Kohr tut den Patienten grundsätzlich durch ihre Art und ihre Energie gut. Ich sehe ihre Funktion vor allem darin, dass sie den Patienten positive Denkmuster, eine positive Sichtweise vermittelt und damit negative Blockaden löst. Ich würde nicht soweit gehen, zu behaupten, dass sie Krebs oder ähnliche schwere Leiden heilt. Aber dass sie über ihre Energie- und Chakrenarbeit einen positiven Einfluss auf kranke Menschen haben kann, ja, das kann ich durchaus so sehen.
Den Einfluss von Heilern nicht unterschätzen
WB: Also gibt es in dem Sinne keine Wunderheilungen von außen, sondern der Patient heilt sich selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten?
Dr. Heinsch: Ich denke, der Einfluss von Heilern sollte nicht unterschätzt werden. Natürlich können auf energetischer Ebene Heilkräfte freigesetzt werden. Das Handauflegen ist ja in jeder Kultur bekannt. Und natürlich gibt es begabte und weniger begabte Heiler. Ich könnte auch niemandem raten, auf die schulmedizinische Therapie zugunsten eines Heilers zu verzichten, aber im Einzelfall ist es dann halt praktisch unmöglich, die Ursache einer Heilung später zu bestimmen: ob es also die Medikamente waren oder die aktivierten Selbstheilungskräfte, das bleibt ungewiss.
WB: Etwa in dem biblischen Sinne von „dein Glaube hat dich geheilt“?
Dr. Heinsch: Ganz genau. Für einen Patienten, der sich plötzlich mit einer schweren Krankheit konfrontiert sieht, ist dies ein schwerer psychischer Schock. Ein guter Heiler kann da tatsächlich „wahre Wunder“ wirken, indem er die Psyche des Erkankten wieder aufrichtet und ihm neue Lebensfreude und damit neue Lebenskraft vermittelt. Allein der Glaube an den Heiler kann dem Patienten neuen Lebensmut geben, durch den er dann ungeahnte Selbstheilungskräfte aktiviert. In der Schulmedizin kennen wir das übrigens auch. Breit angelegte Studien über die Wirkung von Placebos haben das immer wieder bewiesen: Allein der Glaube an die Wirksamkeit eines verordneten Medikaments ist ja da ausschlaggebend. Und 60% von Herz-Kreislauf-Erkrankungen können durch Verabreichung von Placebos erfolgreich behandelt werden. Das zeigt überdeutlich, wie eng der Zusammenhang zwischen Psyche und Heilungsprozess tatsächlich ist.
WB: Kennen Sie hier auf der Insel noch andere Heiler?
Dr. Heinsch: Natürlich. Es gibt hier beispielsweise ein Zentrum der koreanischen Energielehre, an das ich auch schon Patienten verwiesen habe, mit gutem Erfolg.
WB: Was ist für Sie als Arzt Ihre Maxime?
Dr. Heinsch: Ich möchte immer offen bleiben für alle Ansätze. Mit welchem Recht können wir uns denn schon anmaßen, mit unserer westlichen Medizin alles durchschaut zu haben? Es ist wichtig, ergänzende Ansätze zu nutzen und ganzheitlich, also auf verschiedenen Ebenen, zu heilen. Ich lerne immer wieder viel durch meine Patienten. Die Erfahrungen mit ihnen bereichern mein Wissen ständig, genauso wie ich sie durch mein Wissen bereichere.
(Der Verfasser ist der Redaktion bekannt.) Lesen Sie in der nächsten Ausgabe unser Interview mit Diakon Bertram Bolz: „Wunder finden immer im stillen Bereich statt“. Im deutschen Fernsehen (hr) wurde unlängst eine Sendung gebracht, in der es um sogenannte Spontanheilungen ging. Damit ist gemeint: Heilungen in hoffnungslosen Fällen, was die Schulmedizin vor unlösbare Rätsel stellt. Einer der Mediziner sagt im Verlauf der Sendung: „So gesehen können wir da schon von einem Wunder sprechen.“ Das Video ist über den Internet-Link www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?key=standard_document_33826822 zu sehen.