Spanien steht die schlimmste Rezession der letzten 50 Jahre bevor
(von Wochenblatt)
Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um 1,6% schrumpfen
Die goldenen Zeiten sind auch in Spanien endgültig vorbei. Das ist zwar schon lange kein Geheimnis mehr, neu ist allerdings, dass nun auch die spanische Regierung keine beschönigenden Worte mehr für die derzeitige Wirtschaftskrise findet, die das Land beutelt.
Madrid - Während vor wenigen Monaten noch das Wort „Krise“ von Staatsseite tunlichst vermieden und auch als sich die Lage immer mehr zuspitzte noch ein eher beschwichtigender Tonfall bevorzugt wurde, spricht die Regierung jetzt erstmals Klartext.
Am 16. Januar trat der spanische Finanz- und Wirtschaftsminister Pedro Solbes, unterstützt von Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega, nach dem Ministerrat vor die Medien und bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Spanien geht es nicht nur schlecht, sondern sehr schlecht. Man erlebe derzeit den Beginn der schlimmsten Rezession der letzten 50 Jahre, gab Solbes bekannt und belegte seine Worte mit konkreten Zahlen, die für sich selbst sprechen.
Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit großer Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr um 1,6% zurückgehen, die Arbeitslosenquote der Vier-Millionen-Grenze gefährlich nahe kommen und das Staatsdefizit bei knapp 6% liegen. Das Ganze im Rahmen einer Weltwirtschafts- und Finanzlage, die einem Albtraum gleicht, und jegliche Hoffnung auf baldige Besserung im Keim erstickt.
Während die Vizeregierungschefin im Hinblick auf diese Zahlen verkündete, dass dieses Jahr wohl „nicht leicht“ werde, schenkte Pedro Solbes der Öffentlichkeit erstmalig ohne Wenn und Aber reinen Wein ein. „Die Aussichten sind sehr kompliziert, sehr schwierig. Wir werden 2009 sehr harte Momente durchleben.“
Nach über 15 Jahren ununterbrochenem Wirtschaftswachstum prophezeien sämtliche Konjunkturprognosen jetzt eine geradezu rasante Talfahrt. Aufgrund der Krise werden im Durchschnitt 600.000 Arbeitsplätze jährlich verloren gehen, die Arbeitslosenquote wird auf 15,9% klettern und diesen Prozentsatz zwischenzeitlich sogar überschreiten.
Einziger Lichtblick derzeit: Obwohl der Rückgang der Wirtschaftsleistung mit Sicherheit größer ausfallen wird, als in der letzten Krisenzeit im Jahr 1993, dürfte die Arbeitslosigkeit unter den damals so dramatischen Zahlen bleiben.
Eine Verbesserung der Lage ist nach Aussagen der spanischen Regierung frühestens im zweiten Halbjahr 2010 zu erwarten. Laut Prognose wird mit einer Wachstumsrate von 1,2% gerechnet, die im Folgejahr sogar bei 2,6% liegen soll.
Madrid hat inzwischen insgesamt 90 Milliarden Euro freigegeben, die in den nächsten Jahren zur Ankurbelung der spanischen Wirtschaft im Rahmen verschiedener Konjunkturpakete zum Tragen kommen sollen.